Alexander Skrjabin (1872-1915)
Skrjabin entstammte einer Adelsfamilie, in der viele Mitglieder ihre Karriere beim Miltitär machten. In Kontakt mit Musik brachte ihn seine Tante bereits im Kindesalter. Skrjabin und Rachmaninow studierten beide in Taneyevs Klasse am Moskauer Konservatorium – und wurden als seine zwei begabtesten, aber faulen Schüler bezeichnet. Skrjabins Musikalität jedoch bescherte ihm einen Platz am Moskauer Konservatorium, wo er sich, trotz seiner kleinen Hände, zu einem anerkannten Pianisten entwickelte. Übermäßiges Üben führte zu einer dauerhaften Verletzung seiner rechten Hand, seine Karriere schien vorzeitig vor dem Aus zu stehen. Dennoch erholte er sich, schloss sein Klavier-, nicht aber sein Kompositionsstudium ab, denn er wollte einfach keine Werke komponieren, deren herkömmliche Formsprache ihn nicht interessierte.
In gewisser Hinsicht war er mein Berater.—Vladimir Horowitz
Nach erfolgreichen Konzerten, bei denen er auch eigene Werke spielte, unterschrieb er einen Vertrag bei einem Musikverleger und brachte eine Anzahl an eigenen Werken heraus, vornehmlich Präludien, Etüden und Mazurken, in denen sich Chopins Einfluss auf Form und Klang bemerkbar macht. Eine weitere Quelle der Inspiration für ihn war die Musik von Liszt.
Im Jahre 1903 begab sich Skrjabin auf Konzerttourneen durch Europa und die USA, ließ sich dann in Paris nieder, und spielte einige Konzerte, die der Impressario Sergei Djagilew veranstaltete. Nun began der Abschnitt seines Schaffens, in dem er seine eigene Klangwelt zu entwickeln begann, eine Durchgangsphase, in der Stücke als “Poèmes” und Sonaten als einsätzige Werke geschrieben wurden.
Mehr als alles in der Welt liebte ich die Musik, um mehr als alles in der Welt der Musik
liebte ich die Musik von Skrjabin.—Boris Pasternak
1909 kehrte Skrjabin wieder dauerhaft nach Russland zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte er eine komplett eigenständige Klangwelt entwickelt und sich von der Tonalität gelöst. Seinen letzten fünf Sonaten fehlt der Bezug auf eine Tonart komplett (und sie wurden von Glenn Gould beschrieben als die wohl ureigenste pianistische Eingebung des 20. Jahrhunderts). Sie stehen in vollkommenen Kontrast zu seinem Gesamtkunstwerkgedanken, der in seinem Skizzen zum Mysterium zum Ausdruck kommt, das sieben Tage dauern sollte, zeichnen sich doch diese Klavierstücke durch ihre Knappheit, Konzentration und Dichte aus, so, als wäre nicht eine einzige überflüssige Note oder Wiederholung darin enthalten. Sie sind für ihre Poesie und ihren Expressionismus bekannt – kommen also dem Wunsch nach, eher ein Gefühl oder eine Emotion zu vermitteln als etwas Konkretes. Dies drückt sich in Titeln wie zum Beispiel Désir, Étrangeté und natürlich Vers la flamme aus.
Wie schnell man doch von Skrjabin besessen ist.—Yevgeny Sudbin